Patient:innen in Advisory Boards: Mehrwert für die Pharmaindustrie
Die Perspektive von Patient:innen in Advisory Boards einzubinden hat enormes Potenzial auf dem Weg zu Therapien mit hoher Akzeptanz.
Die Perspektive von Patient:innen in Advisory Boards einzubinden hat enormes Potenzial auf dem Weg zu Therapien mit hoher Akzeptanz.
Die Beteiligung von Patient:innen an Advisory Boards gewinnt für die Pharmaindustrie zunehmend an Bedeutung. Längst geht es nicht mehr ausschließlich um die Sicht von Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen. Neben Ökonomen, Sozialarbeiter:innen, KI-Expert:innen und manchmal sogar Influencern bringen vor allem Patient:innen einzigartige und extrem wichtige Perspektiven ein, die entscheidend zur Entwicklung, Kommunikation und Akzeptanz neuer Therapien beitragen können. Gerade im Kontext personalisierter Medizin, komplexer Therapieentscheidungen und wachsender Anforderungen an die Patientenzentrierung wird deutlich: Die Einbindung der Betroffenen selbst ist nicht nur sinnvoll, sondern notwendig.
Die Patient:innen sind die einzigen, die aus erster Hand wissen, wie es ist, mit der Erkrankung zu leben, wie sich Symptome anfühlen, welche Herausforderungen der Alltag mit sich bringt, welche Applikationsform bzw. welches Therapieregime sich am einfachsten integrieren lässt und welche Nebenwirkungen besonders belastend sind. Diese Erfahrungswerte sind für forschende Pharmaunternehmen von unschätzbarem Wert. Zu den wichtigsten Aspekten im Produkt-Lifecycle, bei denen Patient:innen in Advisory Boards eingebunden werden sollten, gehören u.a.:
Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Anerkennung und Wertschätzung der Patientenperspektive. Nicht nur, weil die Akzeptanz von Therapien steigt, wenn Patient:innen das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Sondern vor allem, weil diese Perspektive oft eine enorme Verbesserung der Therapie mit sich bringt. So nehmen Patient:innen z. B. eine geringere Wirksamkeit oft gerne in Kauf, wenn dadurch stark belastende Nebenwirkungen reduziert werden.
Advisory Boards mit Patient:innen können in verschiedenen Konstellationen gedacht und organisiert werden, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte bzw. Zielsetzungen verfolgen.
Patient:innen-exklusive Ad Bos: Hier steht der Erfahrungsaustausch unter Betroffenen im Vordergrund. Moderator:innen führen durch strukturierte Diskussionen, ohne dass „medizinische Autoritäten“ möglicherweise die Offenheit hemmen. Denn in der Praxis zeigt sich, dass Patient:innen sich leider oft nicht trauen, bestimmte Probleme anzusprechen – insbesondere bei chronischen Erkrankungen werden Patient:innen oftmals nicht so ernst genommen, wie sie es selbst gerne hätten. Nebenwirkungen oder Unannehmlichkeiten werden als psychosomatische oder unvermeidliche Begleiterscheinungen abgetan. Ein reines Patient:innen Advisory Boards verspricht daher eine höhere Unbefangenheit und einen offeneren Austausch auf Augenhöhe. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt von solchen Advisory Boards ist übrigens, dass es den Patient:innen guttut, gehört zu werden und gleichzeitig in den Austausch mit anderen Betroffenen zu kommen, die ein ähnliches Schicksal teilen. Das hilft dabei, mit der eigenen Situation besser umgehen zu können und sorgt für eine mentale Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung.
Solche Formate eignen sich besonders für die frühe Phase der Ideenfindung, für qualitative Einsichten oder zur Reflexion von Materialien und Strategien.
Interprofessionelle Advisory Boards: Eine Kombination aus Patient:innen, Ärzt:innen und weiteren Gesundheitsberufen (z. B. Pflege, Psychologie, Sozialarbeit) ermöglicht ein umfassendes Bild. Diese Vielfalt fördert ein tieferes Verständnis für medizinische, psychologische und soziale Dimensionen einer Therapie. Und ganz häufig sind bei solchen Formaten Ärzte und Ärztinnen dann sogar überrascht, wie sehr doch beispielsweise vermeintlich „leichtere“ Nebenwirkungen das Leben von Betroffenen im Alltag wirklich beeinträchtigen, was dann oft zu einer echten Spektrumserweiterung der Behandler:innen führt.
Besonders in der Diskussion von Versorgungspfaden, Therapiewahl oder Shared Decision Making sind solche Boards sehr hilfreich.
Damit diese Formate gelingen, braucht es eine professionelle Vorbereitung und klare Rahmenbedingungen:
In der Onkologie, bei seltenen Erkrankungen oder chronisch-entzündlichen Krankheitsbildern gibt es bereits zahlreiche erfolgreiche Beispiele für Patient:innen-Advisory-Boards. Sie helfen dabei, besser zu verstehen, was „wirklich zählt“: etwa, ob ein Medikament trotz starker Wirkung akzeptiert wird, wenn es erhebliche Einschränkungen im Alltag bedeutet. Oder wie digitale Begleitangebote gestaltet sein müssen, um tatsächlich genutzt zu werden.
Patient:innen als Mitglieder von Advisory Boards zu beteiligen, ist kein symbolischer Akt, sondern eine Investition in qualitativ bessere, akzeptierte und alltagsnahe Therapien. Die Pharmaindustrie profitiert nicht nur durch neue Perspektiven, sondern auch durch ein glaubwürdigeres Engagement für eine Patientenzentrierung in der Medizin. Die Zukunft gehört multiperspektivischen, interprofessionellen Formaten – inkl. Patient:innen. Für einen Austausch aller Perspektiven auf Augenhöhe. Wer heute den Mut hat, echte Beteiligung zu ermöglichen, wird morgen durch bessere Produkte und ein stärkeres Vertrauen der Zielgruppen belohnt.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten oder Interesse an der Ausrichtung eines Advisory Boards mit Patient:innen haben, dann melden Sie sich bei uns. Wir beraten Sie gerne und schauen mit Ihnen gemeinsam, welches Potenzial in Ihrem konkreten Fall steckt.
(Foto © Adobe Stock | #119528381, mg photo)
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